"Gemeinsam Raum gestalten"

Die Inter­es­sengemeinschaft Edere­ner Runde war am 6. November 2018 ein­ge­la­den einen Vor­trag auf der gemein­sa­men Ver­an­stal­tung der „Zukunft­s­agen­tur Rhei­ni­sches Revier“, „Rhei­ni­sches Revier an Rur und Inde“ und der „inde­land GmbH“ unter dem Titel

„Gemein­sam Raum gestal­ten - Ele­mente einer zukunfts­fähigen Raum­entwick­lung“

zu hal­ten.

Die drei genann­ten Orga­ni­sa­tio­nen beschäf­tigen sich mit den The­men Frei­raum­nutzung und Landschafts­ge­stal­tung. Im Rah­men die­ser Ver­an­stal­tung wur­den unter Bürger­be­tei­ligung „Best Practi­ce“-Bei­spiele vor­ge­stellt und neue Impulse ent­wi­ckelt.

Die Ver­an­stal­tung fand mit 130 Teil­nehmern, dar­un­ter Land­rat Wolfgang Spelt­hann, MdL Patricia Peill und weite­ren Ver­tre­tern aus Ver­wal­tung, Poli­tik und For­schung im Restau­rant am Inde­mann in Inden statt.

Im rech­ten Bild sehen Sie die Ein­ladung und das voll­stän­dige Pro­gramm (zum ver­größern bitte ankli­cken).

Einen von drei Vor­trägen hielt die IG Edere­ner Runde, deren Präsenta­tion sie hier nach­le­sen kön­nen. Die Präsenta­tion ist rela­tiv straff gehal­ten, da für den Vor­trag rund 10 Minu­ten zur Ver­fügung stan­den.

Sehr geehrte Damen und Her­ren,

ich darf mich Ihnen vor­stel­len: mein Name ist Richard Reu­ters. Ich möchte Ihnen in mei­nem Vor­trag die vielfäl­tigen Pro­jekte der Inter­es­sengemeinschaft Edere­ner Runde vor­stel­len.

Ede­ren ist ein länd­lich gepräg­tes Dorf mit rund 950 Ein­woh­nern und ist der süd­lichste Orts­teil der Stadt Lin­nich.

Ede­ren grenzt an die Stadt­gebiete Jülich, Alden­hoven und Baes­weiler

2009 fand sich eine Handvoll Ein­woh­ner zusam­men – dar­un­ter der damals neue Ortsvor­ste­her Norbert Reitin­ger -, die sich für die Ent­wick­lung des Dor­fes ein­set­zen und etwas bewegen woll­ten. In kurzer Zeit ent­stand so ein Zusam­menschluss enga­gier­ter Bür­ger – angefan­gen von der Jugend­mannschaft des SC Ede­ren bis hin zu aktiven Ruhe­ständ­lern. Heute besteht die „Kernmannschaft“, die an fast jedem Pro­jekt mit­arbei­tet aus einem Dutzend Per­so­nen.

Bei Bedarf, wenn größere Pro­jekte anste­hen oder Mit­strei­ter mit besonde­ren Fähigkei­ten benö­tigt wer­den, kön­nen wir inn­er­halb unse­rer Gemeinde auf eine breite Basis zurückgrei­fen. So haben wir u. a. Landschafts­gärtner, Schr­ei­ner, Schmied, Mau­rer, Land­wirte, Transport­un­ter­neh­mer und einen Tiefbau­un­ter­neh­mer unter unse­ren Mit­streitern, die uns nicht nur mit ihrem Arbeits­ein­satz, sondern auch mit ihren Maschi­nenparks wertvolle Unter­stützung leis­ten.

Die Presse titelte damals in einem größe­ren Artikel mit der Über­schrift „Die Edere­ner spin­nen“ - im Sinne von „träu­men von Pro­jek­ten“. Viele der dama­ligen Träume sind heute Wirk­lichkeit gewor­den, wie sich an einer Liste von über 100 Aktio­nen und reali­sier­ten Pro­jek­ten able­sen läßt.

Von die­sen Pro­jek­ten möchte ich Ihnen heute ein paar Her­ausra­gende vor­stel­len.

Den Anfang machte gleich das bis heute größte Pro­jekt: ein etwa 4 km lan­­ger zusam­­men­hän­gen­der Rund­­weg um unser Dorf herum, mit Rast­mög­li­ch­kei­­ten, schö­­nen Aus­­­­bli­­cken auf den Ort und in die freie Land­schaft, ver­­­schiede­­nen Weg­­­typen und der Mög­­lichkeit jederzeit wieder über die zahl­rei­chen Weg­­­­­anschlüsse ins Dorf zu gelan­gen. Die Wege gab es sein­erzeit natür­­lich schon, sie waren aber teil­weise in kei­­nem guten Zustand, sodass man ins­be­sondere nach Regen­fäl­len die Wege oft tage­lang nicht nut­zen konnte.

In Gespräc­hen mit den Land­­wir­­ten unse­­res Ortes, der Poli­­tik und der Ver­­wal­­tung der Stadt Lin­nich konn­ten die Rah­­men­bedingun­gen abge­­klärt wer­den. Zugute kam uns damals das 2009 von der Bundes­regie­rung beschlos­sene Konjunktur­pa­ket II, aus dem wir 20.000 € zur Deckung der Mate­ri­al­kos­ten erhiel­ten. Inn­er­halb von zwei Jah­ren wur­den in aus­schließ­l­i­cher Eigenleis­tung von der Dorfge­meinschaft und ins­be­sondere der Land­wirte über 1.500 to Recyclingma­te­rial und über 700 to Beton­split auf­ge­tra­gen und so über 4 km Wirt­schafts- und Spa­zier­wege instand gesetzt. Zum Teil geschah das mit selbst kon­stru­ier­ten und selbst gebau­ten Werkzeugen.

Zudem wurde durch den Aus­bau für die Land­wirt­schaft eine gut nutzbare Umge­hung für den Ort geschaffen, wodurch sich der land­wirt­schaft­li­che Ver­kehr inn­er­halb des Ortes merk­lich redu­ziert hat.

Heute ste­hen an besonders schöne Stel­len ent­lang des Wander­weges mehr als ein Dutzend selbst ent­worfene und gegos­sene Betonbänke mit Holz­einla­gen, die zum Teil von Fir­men und Privat­per­so­nen gesponsert wur­den.

Für die kon­zep­tionelle und gestalte­ri­sche Ent­wick­lung der „Edere­ner Runde“ wur­den wir 2011 beim Wett­bewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ mit einem Sonder­preis aus­gezeichnet.

Seit 2009 ver­an­stal­ten wir jähr­lich eine Herbstwande­rung – die letzte übri­gens vor zwei Tagen -, an der regelmäßig weit über 100 Besu­cher teil­neh­men.

Eine für uns wich­tige und nach­hal­tige Ver­an­stal­tung war die vom Kreis Düren ini­tiierte Dorfkon­ferenz „Zukunfts­werk­statt Ederen“ im Jahr 2011. Unter Anlei­tung der Mode­ra­to­ren Prof. West­er­heide vom Lehr­stuhl für Städtebau und Ent­werfen an der RWTH Aachen und Herrn Wild­schütz vom Büro Raum­plan, Aachen, wur­den die Stärken und Schwäc­hen des Ortes her­ausge­arbei­tet. Anschließend wur­den wün­s­chens­werte Pro­jekt­ziele defi­niert und für die fünf favo­ri­sier­ten The­men Arbeits­gruppen gegrün­det, von denen die meis­ten heute noch aktiv sind: neben der „IG Edere­ner Runde“ sind das die Arbeits­gruppen Dorf­platz, Obstwie­sen, Mobili­tät, Bürger­halle und Flurber­ei­nigung.

In den Folgejah­ren erga­ben sich ent­lang des Wander­weges weitere Pro­jekte.

So wur­den im soge­nann­ten „Brüc­hel­chen“ am Dorf­rand von Ede­ren auf einer Länge von 200 Metern alte Pap­peln gefällt, die ihre wirt­schaft­li­che Lebens­spanne erreicht hat­ten. Nach der Fäl­lung blieb ein kah­les und unweg­sa­mes Gelände zurück, das wir angin­gen neu auf­zu­fors­ten.

Einigen von Ihnen wird vielleicht das Kura­to­rium „Baum des Jah­res“ ein Begriff sein, das seit 1989 jähr­lich einen Baum oder ein Gehölz prämiert, die bedroht oder sel­­ten sind oder eine besondere öko­lo­gi­­sche oder land­schaft­li­che Bedeu­­tung haben. Wir haben das zum Anlass genom­men, alle prämier­ten Bäume im „Brüc­hel­chen“ heimisch wer­den las­sen. Unter Mit­hilfe von Dorfjugend­li­chen wurde meh­rere Gehölze jeder Art ange­pflanzt. Inzwi­schen sind dort nach 8 Jah­ren über einhundert ver­schiedene Gewächse heimisch, für deren Aus­wahl ein Gar­ten- und Landschafts­bauer aus unse­rer Gruppe ver­antwort­lich zeichnet.

Das ehe­mals kahle Gelände hat sich zu einem klei­nen arten­rei­chen Landschafts­park ent­wi­ckelt, der nebenbei zahlrei­chen Vögeln und Insek­ten Lebens­raum bie­tet.

Für die Auf­for­s­tung des Gelän­des wur­den wir 2011 mit dem RWE-Kli­ma­schutz­preis aus­gezeichnet.

Ein größe­res Pro­jekt unter Ein­be­zie­hung von Schulkindern war eine drei­wöchige Feri­en­ak­tion in den Sommerfe­rien.

Mit jeweils 30 Schulkindern haben wir ein stein­zeit­li­ches Haus errich­tet.

Die dazu ver­wen­de­ten Mate­rialien wie Baum­stämme und Äste für den Rohbau, Wei­denhölzer und Lehm für die Wände, kamen aus der direk­ten Umge­bung des Hauses. Das Schilf zur Dach­ein­de­ckung wurde in der Nach­bargemeinde Frei­al­den­hoven geern­tet.

Das Haus – an dem sich übri­gens kein Nagel befin­det – steht nun seit 7 Jah­ren und ist wetter­fest wie am ers­ten Tag.

Am Ortsrand von Ede­ren bot es sich an, zwei Brach­fläc­hen in Streu­obstwie­sen umzuwandeln. Nach umfäng­li­chen Vor­arbei­ten und Bera­tung von einem Obstbaumwart konn­ten wir zusam­men mit der Edere­ner Obstwie­senfreun­den zahlrei­che Obstgehölze anpflan­zen. Dabei haben wir bei der Aus­wahl Wert auf alte und regio­nale Sor­ten gelegt, wozu z. B. auch der „Lin­ni­cher Bohnapfel“ gehört.

So ent­stand auf einer Länge von 120 Metern ein neuer Obstba­umgür­tel.

Streu­obstwie­sen, von denen es in Ede­ren noch erfreu­­lich viele gibt, gehören heute zu den am stärks­­ten gefähr­­de­­ten Bio­to­pen Mit­­tel­­eu­ro­pas. Sie wur­den durch die Inten­sivie­rung der Land­­­­wirt­schaft und durch Sied­­lungs­­­bau in den letz­­ten Jahr­zehn­­ten stark dezimiert. Streu­obst­wie­sen hat­­ten früher eine große kulturelle, land­schafts­­­prägende und öko­lo­gi­­sche Bedeu­­tung, die es auch heute zu erhal­­ten gilt. Dazu leis­­ten die neu ent­­­stan­de­nen Fläche einen Bei­­trag.

Zu die­sem Thema wer­den wir sicher­lich im nächs­ten Vor­trag von Frau Düs­sel-Siebert von der Bio­logi­schen Sta­tion Düren mehr erfah­ren.

Für das Anlegen der neuen Obstwie­sen wur­den wir 2017 mit dem inde­land innogy Kli­ma­schutz­preis aus­gezeichnet.

Dass nicht alle Pro­jekte reali­sierbar sind, möchte ich Ihnen an dem folgen­den Bei­spiel demon­s­trie­ren.

Eine der aus der Dorfkon­ferenz hervor­gegan­ge­nen Arbeits­gruppen war die „AG Dorf­platz“, die mit Abstand auf das brei­teste Inter­esse der Mit­bür­ger traf.

In den 1970er Jah­ren war der zen­trale Dorf­platz Ederens von einem gestal­te­ten Platz in eine – man kann es lei­der nicht anders aus­drü­c­ken – Betonwüste ver­wandelt wor­den.

Ange­stoßen durch die Dorfkon­ferenz kam deren Mode­ra­tor, Prof. West­er­heide, mit 15 Städtebau-Studen­ten der RWTH zu einem 3-tägigen Work­shop nach Ede­ren. Die Studen­ten, die in der Bürger­halle über­nach­te­ten, erarbei­te­ten in meh­re­ren Gruppen ver­schiedene Pläne zur Umge­stal­tung des Dorf­plat­zes. Diese wur­den abschließend der Dorfbevöl­ke­rung vor­ge­stellt.

Mit die­sen Plä­nen hat sich die AG Dorf­platz lange und inten­siv beschäf­tigt und einen favo­ri­sier­ten Plan erarbei­tet. Damit haben wir Kon­takt zur Stadt Lin­nich und zur Bezirks­regie­rung auf­ge­nom­men, um Fördermög­lichkei­ten zu erör­t­ern. Nach Orts­termi­nen und Diskus­sio­nen muss­ten wir allerdings ein­se­hen, dass das Pro­jekt auf­grund der erforder­li­chen Eigen­mit­tel nicht zu reali­sie­ren war.

Einen weite­ren Anlauf machte wir vor zwei Jah­ren im Rah­men des LEADER-Pro­jek­tes, an des­sen Work­shops wir teilgenom­men hat­ten. Auch hier stellte sich das Pro­jekt als für uns nicht prak­tisch reali­sierbar her­aus.

Inzwi­schen haben wir, um den Platz zumin­dest etwas auf­zulo­ckern, eine selbstge­baute Sitz­e­cke mit Tisch und einen von innogy gesponser­ten Büc­her­schrank errich­tet. Bei­des wird von den Mit­bürgern – sowohl ein­heimi­schen als auch aus­wär­tigen – gut frequen­tiert.

Unser großes Ziel haben wir aber trotzdem nicht aus den Augen ver­loren und blei­ben am Ball.

Eben­falls seit 2009 exis­tiert eine von mir gepflegte Inter­net­präsenz für Ede­ren, die als Informa­ti­ons­sys­tem dient und Ereig­nisse im Ort und natür­lich auch unsere Pro­jekte und Aktio­nen doku­men­tiert. Dort sind inzwi­schen 1.800 redak­tionelle Artikel und über 20.000 Termin­ankün­digun­gen erschie­nen.

Zudem fin­den sich unter www.ede­ren.de 300 Sei­ten zur Heimatge­schichte und 250 Sei­ten zum Dorf- und Ver­eins­le­ben.

Ich komme nun zu mei­nem letz­ten, aber nicht unwich­tigs­ten Punkt: der Finan­zie­rung der Pro­jekte.

Wie bereits erwähnt, wur­den die Mate­ri­al­kos­ten des Rundwander­weges in Höhe von 20.000 € durch das Konjunktur­pa­ket II des Bun­des bes­trit­ten.

Eine wesent­li­che Ein­nah­mequelle nimmt das Sponso­ring durch Insti­tu­tio­nen wie z. B. Stadt Lin­nich, Inde­land GmbH, Ban­ken, RWE/Innogy, Gelsen­was­ser u.s.w. ein.

Ein nicht gerin­ger Teil der Gel­der kommt aus der Teil­nahme an Wett­bewer­ben. Hervor­ge­ho­ben seien da der Dorfwett­bewerb „Unser Dorf hat Zukunft“, bei dem wir im letz­ten Jahr eines von vier Gold­dörfern im Kreis Düren wur­den und der Inde­land/Innogy Kli­ma­schutz­preis.

Eine Aus­wahl der Wett­bewerbe, an denen wir erfolg­reich teilgenom­men haben, sehen Sie auf der Abbildung.

Die Wich­tigkeit sol­cher Wett­bewerbe möchte ich aus­drück­lich beto­nen. Zum einen erlau­ben die damit gepaar­ten Preisgel­der die Finan­zie­rung weite­rer Pro­jekte und zum ande­ren ist die damit ver­bun­dene Anerken­nung und Wert­schätzung der Aus­gezeichne­ten nicht zu unter­schät­zen.

Für die Zukunft erhoffen wir uns Gel­der aus Förde­run­gen, wie zum z. B. dem Heimatförder­pro­gramm des Ministe­riums für Heimat, Kom­mu­nales, Bau und Gleich­stel­lung NRW.

Damit möchte ich dann zum Ende mei­nes Vor­trags kom­men. Ich hoffe, dass er für Einige von Inter­esse war.

Bei der späte­ren Diskus­si­ons­runde wird mein Kollege Herr Spelt­hann die IG Edere­ner Runde ver­tre­ten.

Nach dem offi­zi­el­len Teil der Ver­an­stal­tung ste­hen wir Ihnen gerne noch für Gespräche und even­tuelle Fra­gen zur Ver­fügung.

Ich danke Ihnen für Ihre Auf­merk­samkeit.